Donnerstag, 31. März 2016

SPÄTLESE #8 Lesungen Mannheim


SPÄTLESE #8 Lesungen Mannheim 

So war es angekündigt:

"...SPÄTLESE #8 Lesungen 30. März 2016 ab 19:30, Theater Felina-Areal, Holzbauerstraße 6–8, Mannheim, Neckarstadt-Ost, Haltestelle Alte Feuerwache

Der Eintritt für Zuhörerinnen und Zuhörer ist frei,
ein Spendenhut freut sich über einen Beitrag.

Ein besonderer Dank geht an das Theater Felina-Areal für die unermüdliche Spätlese-Unterstützung. ..."



... und diesmal durfte auch ich teilnehmen.

Daher kam ich kaum zum fotografieren und kann auch sonst nur ganz subjektiv berichten.

Bei dieser Gelegenheit Dank an Angela Wendt und Olaf Krämer für ergänzende Fotos!

Ich gab freiwillig das so genannte "Opferlamm", heißt, ich erklärte mich bereit, den Anfang zu machen.

Zwei Themen hatte ich mitgebracht.
Einmal die Flüchtlingssituation, zum anderen "Hartz IV / jobcenter". Dabei gab ich zwar zu erkennen, dass ich einige Jahre als Fallmanager gearbeitet habe, aber natürlich nicht wo und auch nicht, wo ich zur Zeit arbeite. Wie vereinbart...

Beide Texte bringe ich hier am Ende als Anhang. 

Zunächst also der Flüchtlingstext. 





Hier trug ich mein passendes T-Shirt, der Aufdruck ist hier (Archivbild) noch mal besser zu erkennen:




Und auch eine passende Kopfbedeckung durfte nicht fehlen. :-) 



Als ich geendet hatte, war ich zunächst etwas verunsichert, denn eine Reaktion des Publikums blieb vorerst aus.
War es schlecht, war die Botschaft nicht oder falsch angekommen?

Doch dann gab es den durchschnittlich üblichen Applaus. Ob nur aus Höflichkeit? Ich weiß es nicht...

Dann entkleidete ich mich.
Also. Natürlich nur teilweise.
T-Shirt und Mütze, um genau zu sein, wechselten.
(Auch hier leider nur Archivfotos.)







So gewandet las ich dann einige (wie ich hoffe vielsagende) Witze zum Thema. Ich glaube, dass sie auch recht gut ankamen, mit Ausnahme des "Drehtürwitzes". Den sollte ich dann wohl streichen oder überarbeiten.

Entnommen waren diese meinem (selbstverständlich rein fiktivem!) jobcenter-Krimi und dem "Handbuch Widerstand gegen Hartz IV"









Damit war dann auch mein Auftritt beendet.

Verkauft habe ich nichts, verschenkt zwei Bücher und natürlich auch etwas für den Spendenhut da gelassen.

Man wird halt unfassbar schnell unfassbar reich und berühmt, wenn man schreibt, ich sag`s ja immer wieder...!  :-))  

Anschließend lasen noch sieben weitere Menschen.
Wie sie heißen, weiß ich leider nicht.

Es wäre evtl. einmal eine Anregung an das Spätlese-Team, die Namen (nach Nachfrage) zumindest kurz hinterher zu veröffentlichen, evtl. auch noch ein wenig mehr (was wurde gelesen / Links). 
So könnte man in Blogs, u.ä. besser berichten und die Literat*innen auch noch ein wenig bekannter machen!
Diese und auch die sehr gut konzipierte und moderierte Veranstaltungsreihe hätten das allemal verdient, wie ich meine! :-) 

Es war wieder eine sehr gute Mischung, fand ich! Mehrfach Lyrik, Geschichten, Erlebnisse. Alltagsthemen, Gefühle, nachdenklich machendes und Humor.

Der Kollege mit den drei Weingeschichten möge mir übrigens verzeihen, dass ich da nur verhalten klatschen konnte.
Dies anhand meiner persönlichen Biographie: web.


Ansonsten waren auch diese Storys nämlich handwerklich wirklich gut gemacht und sehr gut vorgetragen. 

Ich hoffe, insbesondere die Menschen die erstmals dort lasen, auch in Zukunft wieder anzutreffen.

:-)

MfG
Burkhard Tomm-Bub


ANHANG


1)

Wenn alles wegfällt (eine Geschichte)

((Vorweg: im August 2015 gab es in einem Flüchtlingsheim in Suhl Unruhen. Ca. 50 Personen waren beteiligt.))



SUHL
Plätze: 1200
Belegte Plätze: 1800
Beteiligte: 50
Unbeteiligte: 1750.




Wenn alles wegfällt
- eine Geschichte -


...wenn alles, alles wegfällt. Die gewohnte Umgebung. Die gewohnten Mitmenschen. Um mich herum werden hauptsächlich fremde Sprachen gesprochen, insbesondere, wenn es um wichtige Dinge geht.
Was bleibt mir? Eine alte Smartphone-Kopie, ja und meine Bibel, die sie hier Koran nennen.
Mir bleiben noch die Erinnerungen. Aber die tun weh. Weil sie von Leid, Flucht, Schmerz handeln. Oder eben von Glück - das aber nun tausende Kilometer weit weg ist. 

Mir bleiben noch meine Sitten und Gebräuche. Meine Essensgewohnheiten. Und die Reste meines Glaubens - an die ich mich aber umso verzweifelter klammere. 


Heute war es sehr heiß. Ich musste zum Arzt. Mein Zustand ist nicht gut. Als ich zurück kam, gab es keine Wasserflaschen mehr. Jemand sagte, ich solle aufs Klo gehen, da sei ein Wasserhahn. Aufs Klo? Und Wasserhahn: Wasser aus Hähnen ist sehr gefährlich, dass weiß jeder aus meinem Dorf! Sehr oft wird man noch mehr krank davon! 

Heute Abend gab es dann seltsames Fleisch in so silbernem Papier. Es sah aus wie Schweinefleisch. Ich hatte großen Hunger, aber ich wollte es nicht. Was der Mann gesagt hat dazu, habe ich nicht verstanden. Aber er schien wütend, als ich zwei mal ablehnte. 

Ich bin nicht gesund, ich bin durstig und hungrig.
Überall sind Leute. Viele verstehe ich nicht. Ich sehe den Mann aus Erithrea. Ich glaube, er ist ein wenig verrückt. Das wäre ich ja vielleicht auch, wenn ich er wäre - aber er scheint nicht mehr an Allah zu glauben. Auf der Flucht wurde seine Frau vergewaltigt und seine kleine Tochter umgebracht. 

Aber er muss an Allah glauben! Er MUSS. Wer sonst soll uns denn noch helfen! Er kreischt herum und reißt Seiten aus seinem Koran. Er zeigt in Richtung Klo, will dahin rennen.
Das geht nicht. NEIN! Ich stürze auf ihn zu, er will mich wegschleudern. Ich schlage zu. Mit aller Macht, mit aller Wut. Mit aller Verzweifelung!!

BTB


::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::



2)



Sehr witzig... 



"R evol ution muss Spaß machen- und jeder darf mitmachen!" 

(Russell Brand) 


Darf man über ein so ernstes Thema überhaupt Witze machen? 
Vielleicht muss man das sogar. 
Wenn Lachen die einzige Alternative zum Weinen ist: nicht nur dann ist es eine gute Alternative. 
Galgenhumor kann erleichtern, Satire kann Wirkung erzielen; den Gegner auszulachen, kann ihm einiges von seinem Schrecken nehmen, seine Macht Angst einzujagen mindern. 
Pointen transportieren oft auch Informationen. 
Und: vielleicht wäre es ja auch mal eine originelle Idee, bei der nächsten öffentlichen Kundgebung, oder einer Demo vor dem jobcenter, eine kleine Lesung zu veranstalten, mit thematisch passenden Witzen und Sarkasmen! 
In diesem Sinne hier einiges als "Starter-Set". 


Arbeitsvermittlung (Radio Eriwan) 

Frage an Radio Eriwan: "Können die Arbeitsvermittler allen Menschen Arbeitsplätze vermitteln?" 

Antwort Radio Eriwan: "Im Prinzip ja, aber - haben Sie schon mal Zitronenfalter Zitronen falten sehen?" 

*** 

Finaler Vermerk 

Aus den EDV- Vermerken eines Fallmanagers: 

"Der Kunde Hans Sehhoffer ist zum Termin nicht erschienen, jedoch traf eine formlose Nachricht ein, er sei vor wenigen Tagen verstorben und jetzt an einem besseren Ort. 
Neutermin mit Rechtsbehelfsbelehrung wurde versandt, Sanktion wegen Nichterscheinens in Aussicht gestellt. Wenn ein wichtiger Grund für das Fernbleiben bestand, muss dies anhand rechtsgültiger (!) Belege nachgewiesen werden. Weiterhin wird anhand der Mitteilung zu prüfen sein, ob unerlaubte Ortsabwesenheit vorliegt. WV." 

*** 

Jobcenter-Kurzwitz 

Wird ein Arbeitsloser einer sinnvollen Maßnahme zugewiesen … 

*** 

Sinnvolle Investitionen (Radio Eriwan) 

Frage an Radio Eriwan: 
"Sind Eingliederungszuschüsse und sonstige Prämien des jobcenters für Unternehmer effektive Instrumente der Arbeitsvermittlung?" 

Antwort von Radio Eriwan: 
"Im Prinzip ja! Allerdings ... haben Sie schon mal versucht, eine Drehtür zu zu knallen?" 

*** 

Vermittlungsrekord! (Radio Eriwan) 

Frage an Radio Eriwan: Stimmt es, dass das jobcenter Hamburg allen Arbeitssuchenden im Einzugsgebiet eine Arbeitsstelle vermittelt hat? 

Antwort von Radio Eriwan: Im Prinzip ja, jedoch war es nicht das jobcenter Hamburg, sondern das jobcenter in Berlin. Und es war dort nicht das jobcenter, sondern der Fallmanager Max Kreimeier. 
Und er hat nicht allen eine Arbeitsstelle vermittelt, sondern der Kundin Henrike Hölscher. 
Und der hat er keine Arbeitsstelle verschafft, sondern sie sanktioniert, weil sie, obwohl Sozialwissenschaftlerin, einen job im Call- Center nicht annehmen wollte. 

*** 

Zwingende Voraussetzung 

Vorstellungsgespräche zur Einstellung eines jobcenter- Mitarbeiters: 

"An welche Position hätten Sie denn gedacht?" 

"Geschäftsführer!" 

"Sind Sie verrückt?" 

"Nein, ist das Bedingung?" 




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Weitere Fotos:

(Vergrößerung durch anklicken.)


















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