Informationen aus dem Internet
-Interview mit B.Tomm-Bub-
-Interview mit B.Tomm-Bub-
Im April 2016 führte ein Student (I) einer unweit gelegenen Universität für das Fach Kommunikationswissenschaft ein Interview zum Thema „Informieren durch Medien, insbesondere über das Internet“ mit mir (TB) durch.
Ich finde dies interessant und möchte es daher auch hier vorbringen.
Da die Urschrift in der Nähe eines Transkriptes lag, habe ich stellenweise sprachlich etwas geglättet, wie ich meine aber stets sinnwahrend.
I: Einstiegsfrage: Wie informierst du dich über aktuelle Themen, die dich interessieren?
TB: Fast nur noch über das Internet. Dort aus mehreren Quellen. TV-Nachrichten sehr selten, Tageszeitungen und Radio gar nicht. Für sehr aktuelle Themen nur über Internet.
I: Welche Angebote im Internet? Gewisse Seiten dort regelmäßig?
TB: Nachrichtenseiten (z.B. der ARD oder ZDF) werden von mir nicht gezielt angesteuert. Ich bin stark vertreten auf Social Media (FB, Twitter, Google+, youtube - Kanal, Blogs, et cetera). Links zu Themen/Artikeln/Videos, die mich interessieren / mich was angehen bekomme ich von Freunden (habe viele Kontakte) hauptsächlich über Facebook. Diese werden von mir nicht einfach geliked, sondern ggf. auch angeklickt und gelesen. Hier sind manchmal auch Artikel von traditionellen Tageszeitungen dabei. Manchmal registriere ich mich dann auch dort, um zu kommentieren (je nach Wichtigkeit). Insgesamt bekomme ich übers Internet ein vielfältiges Angebot und fühle mich gut informiert.
I: Ich habe da mehrere Dimensionen herausgehört: Da gibt es sowohl Zeitungen, also traditionelle Nachrichtenanbieter, aber auch reine Online-Angebote?
TB: Ja, Links aus Zeitungen der Linken Szene neben traditionellen Anbietern. Konservative Blätter wie Welt oder Focus auch, jedenfalls wenn die Schlagzeile interessant ist… Manchmal gibt es da auch überraschend interessante Artikel, ich will ja auch einen „Tunnelblick nur auf die linke Ecke“ vermeiden. Ich lese auch gerne mal Blog-Kommentare von Blogger-Kollegen, ich blogge ja selbst auch viel. Dinge aus dem rechten Spektrum (z.B. Kopp-Verlag) lese ich eigentlich nicht, da zumeist nur die Schlagzeilen.
I: Stichwort „linke Zeitungen“, erscheinen die auch gedruckt, oder nur online?
TB: Weniger und wenn dann oft nur in sehr kleiner Auflage und sie sind nicht überall erhältlich. Blogs wie Indymedia, „Scharflinks“ oder Blogs sind dann aber auch nur im Netz zu finden.
I: Die würdest du also auch als Nachrichten bzw. Nachrichtenangebote für dich bezeichnen?
TB: Ja, wobei mir klar ist, dass diese Sachen dann immer auch subjektiv und parteiisch sind. Ich muss die enthaltenen Informationen vor diesem Hintergrund wahrnehmen und verarbeiten. Ich kritisiere aber auch wenn Dinge dort in einer überzogenen Weise, oder arg übertrieben dargestellt werden.
I: Du suchst dir Angebote also sowohl nach Schlagzeile als auch nach Orientierung / deinem Meinungsbild aus? Gibt es da noch weitere Kriterien dafür, wonach du Angebote als Nachrichtenquellen einstufen würdest?
TB: Nachricht ist ein weiter Begriff. Ein enger Begriff dafür ist „reine Fakten“. Meiner Meinung nach ist der aber zu eng. Beispielsweise interessiert mich die Nachricht über einen Flugzeugabsturz irgendwo eher weniger, humanitäre Katastrophen schon eher, wenn man helfen kann (spenden, z.b.). Nachrichten im weiteren Sinne sind mir wichtiger, wenn es zum Beispiel um größere politische Themen geht die mich interessieren (z.B. Hartz IV- Politik). Ich teile dazu auch Artikel und kommentiere solche auch. Es ist durchaus richtig, dass man sich im Netz in eine „Informationsblase“ begibt. Es gibt auch viel politisch rechten Unsinn im Netz. Durch die Vielzahl an Vernetzungen bekomme ich nicht nur linke Beiträge, sondern auch Artikel aus „bürgerlichen“ Medien (die Welt, Focus). Die werden zwar nicht wirklich geschätzt von mir…
Aber eine interessante Nachricht ist es für mich auch dann, wenn ich da eine provokante Schlagzeile lese, das kann schon dazu führen, dass ich dies dann anklicke und nachlese und sehen will, was dahinter steckt.
I: Wo findest du diese provokanten Schlagzeilen? Eher außerhalb der tradierten Anbieter?
TB: Nein, eher umgekehrt. Sachen die von linken Medien oder Hartz IV-Kritikern kommen wirken auf mich nicht provokant, sondern richtig / zutreffend. Die wirken höchstens für Leute die sich nicht damit befassen provokant. Beispiel: Hartz IV wird erhöht (um nur 5 Euro). Im Focus steht dann da, dass Hartz IV „verbessert“ wird, da stellen sich mir die Haare auf! Da lese ich mir dann den Artikel durch. Im schlimmsten Fall gibt es dann dazu einen eigenen sarkastischen Blog-Beitrag (z.B. ein Foto von mir mit der Schlagzeile „5 Euro? So viel? Lasst euch küssen!“). Das wäre meine höchste Reaktionsstufe.
I: Du sagtest eben, dass du Focus oder WELT nicht sehr schätzt, aber dennoch als Informationsquelle siehst.
TB: Ja, ich suche wie gesagt nicht aktiv danach, wobei ich aber soche Links dann eben eher durch meine „gemäßigten“ Bekannten auf Social Media bekomme.
I: Du suchst also weniger, sondern „stolperst“ quasi darüber, indem du deine Wall auf fb checkst?
TB: Genau, ich poste ja selber auch viel über drei, vier Themen, die mir wichtig sind.
I: Da recherchierst du dann aktiv? Suchst du dann Informationen außerhalb von fb?
TB: Wenn man selbst aktiv viel postet stolpert man automatisch über viele Sachen, das ist aber auch gewünscht von mir. Zu den Themen die mich interessieren (z.B. Hartz IV, Flüchtlinge) schreibe ich in meinen Blogs und da recherchiere ich ggf. auch aktiv. Da reicht es nicht, wenn ich meinen Bekannten sage „Leute vertraut mir, ich bin `ne ehrliche Haut“. Da wende ich mich oft an Wikipedia, welches besser ist als sein Ruf. Da gibt es ja Qualitätskriterien, die Leute kontrollieren sich auch gegenseitig und es gibt immer sehr viel Quellenangaben. Zum Beispiel zum Punkt Asylanten“flut“ da recherchiere ich auf Wikipedia und auch auf der Seite des Bundesamtes, usw.
I: Stichwort Quellen. Woran machst du für dich fest, was eine Quelle für Informationen ist. Gibt es da Kriterien woran du es festmachst, welcher Quelle du vertraust?
TB: Naja, irgendwann kennt man seine Pappenheimer. Bei bestimmten Anbietern (ARD / ZDF) weiss ich in der Regel, dass es richtig und zuverlässig ist, es ist aber oft auch verkürzt und abgeschnitten. Es wird auch immer mal gelogen durch weglassen. Was drin steht stimmt in der Regel, aber es wird oft was weggelassen, zum Teil so viel, dass es den Charakter einer Lüge annimmt. Aber ansonsten zuverlässig. Ein Beispiel dafür wäre die Hartz IV-Petition gegen die Sanktionen ( mehr als 90.000 Unterzeichner*innen): In den offiziellen TV-Nachrichten gab es zwei Sätze dazu. Einer davon: „Es wurden mehr als die erforderlichen 50.000 Stimmen erreicht.“ Ist zwar richtig, aber wir haben ja weit mehr gesammelt. Als Privatinitiative und in 28 (!) Tagen! Ich finde diese Zusatzinformationen wären es wert gewesen, erwähnt zu werden, gesellschaftspolitisch gesehen. Ein weiteres Beispiel wäre meine Protestaktion während einer Rede der Vorsitzenden im besagten Petitionsausschuss wg. der Hartz IV - Sanktionen. Ich hatte lediglich die Arme erhoben, um den Schriftzug auf einem Unterhemd zu zeigen („Das letzte Hemd!“). In der WELT stand dann wenige Tage später, dass eine „indianisch anmutende Frau“ wild gestikulierend auf der Tribüne stand. Der Herr von der WELT hat drei oder vier Plätze neben mir gesessen...! So zuverlässig, exakt und genau sind Berichte in der WELT und ähnlichen Sachen, und so lese ich die auch.
I: Also die traditionellen generell?
TB: Ja, man muss ja seine Vorurteile pflegen, speziell aus dem Hause Springer. Die schätze ich so ein.
I: Wie sieht es da bei anderen, alternativen Quellen aus? Online?
TB: Da ist es mir von vornherein klar, dass es parteiisch und subjektiv ist. Das habe ich von vornherein im Hinterkopf und ziehe das vom Informationsgehalt ab. Die sind meiner Meinung ja oft sehr nahe, aber das eine hat da ja mit dem anderen nichts zu tun. Ich bin aber auch niemand der sagt, „je heftiger und plakativer, desto besser“. Bei bestimmen Fragen, will man ja die Mehrheit informieren und auf die eigene Seite ziehen. Wenn da polemisch geschrieben wird, tut das der Sache ja nix gutes.
I: Du kommentierst also auch oft?
TB: Ja, teilweise auch zustimmend. Ich gebe dann ggf. auch zusätzliche Quellen zusätzlich an.
I: Du schaust Dir also auch oft die Kommentarsektionen beispielsweise unterhalb eines Artikels auf fb an?
TB: In aller Regel ja, wobei manchmal wenn ich sehe, dass schon sehr viele kommentiert haben, lese ich vielleicht nur die drei vier aktuellsten, weil es da schwierig ist etwas zu sagen, da es ja wahrscheinlich schon jemand anderes geschrieben hat. Wenn ich aber nur relativ wenige Kommentare sehe, lese ich die schon alle durch, stimme zu oder rufe zur Mäßigung auf.
I: Also wenn ich kurz rekapituliere, ist es bei dir eine Mischung aus tradierten Massenmedien, Online-Angeboten und sowohl aktive Recherche nach Informationen und doch schwerpunktmäßig durch „stolpern“ über geteilte Nachrichten auf fb?
TB: Ja, fb ist ein Schwerpunkt. Hat sich so ergeben. Ich empfinde den Austausch oder die Interessantheit und Wichtigkeit der Themen da zum Beispiel bei Google plus eher als geringer, immer noch. Ich weise aber auch dort viel auf Veranstaltungen und Termine hin. Ganz wichtige Dinge auch auf „knapperen“ Plattformen, wie Twitter, oder auch über meinen youtube – Kanal. Wobei hinsichtlich Informationen fb und absichtliches drüber stolpern dort Schwerpunkt ist.
I: Was ich raus höre ist sowohl Informationen beziehen, als auch Informationen geben. Gibt es da zwischen den Online Angeboten Unterschiede?
TB: Ich gebe ausführliche Informationen in meinen Blogbeiträgen und verlinke zu diesen über Twitter, teile die Links mit Teasern auf fb und G+, um es den Leuten „schmackhaft“ zu machen. Wobei, wenn man ganz viel Glück hat und ein ganz wichtiges Thema, dann kann man Glück haben, dass jemand Bekanntes das aufgreift. Ein Beispiel: Konstantin Wecker hat mal einen meiner Blog-Beiträge erwähnt, da sind die Zugriffe schlagartig nach oben geschossen (innerhalb von 2 Std. über 4000 Klicks).
I: Erstmal von meiner Seite aus Danke, hast du noch Fragen oder etwas was du gerne noch ansprechen würdest?
TB: Ja, eine Sache die mir am Herzen liegt: man sollte immer mehrere Quellen vergleichen und man muss wissen, Quellen die voneinander abschreiben sind KEINE unterschiedlichen Quellen! Und man sollte immer schauen: wer schreibt das? Man sollte vielleicht auch mal ins Impressum schauen und den Namen googeln und kucken was der sonst so macht.
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Keine Kommentarfunktion wg. Gesetzesänderung, sorry!
AUCH DER VERSUCH DAZU IST DAHER LEIDER UNTERSAGT!
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