Samstag, 23. Oktober 2021

Frankfurter Buchmesse 21 - das dreifache Versagen

 Frankfurter Buchmesse 21 - das dreifache Versagen

(Geradeaus - Kommentar von Burkhard Tomm-Bub, M. A. / Blogger, Selfpublisher, Virtueller Bibliothekar)



Dreifaches Versagen - das ist sicher nur eine vorläufige Zählung. 

Aber fangen wir mal an. 

Die erste Schlagzeile kennen wir: "Wegen der Präsenz rechter Verlage bleibt die Autorin Jasmina Kuhnke der Frankfurter Buchmesse fern, sie fühle sich nicht sicher."

Es ist nicht das erste mal, dass die Buchmesse die Intoleranten toleriert und etwas von "Dialog" und "Meinungsfreiheit" salbadert. Das war schon bei früheren Ausgaben dieser PR-Veranstaltung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels der Fall. 

Dazulernen findet hier offensichtlich nicht statt, auch den Einzug von Ethik und Verantwortungsbewusstsein erwartet man leider vergeblich. 

Aus teils eher niederen finanziellen, teils aber auch aus emotional nachvollziehbaren Motiven regt das viele Menschen mittlerweile nun gar nicht mehr so wirklich auf: die Rechten und ganz Rechten haben ein weiteres Teilziel erreicht!  

Egal ob man lesender Mensch oder Autor:in ist - "Am besten nicht mal ignorieren!" Das ist KEINE Haltung. Das ist nicht aufrecht, das ist nicht verantwortungsvoll. 

Richtig: früher war ja nicht alles schlecht! 

So schrieb Sir Karl Raimund Popper schon 1945: „Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren.“

Toleranz, Demokratie und Meinungsfreiheit graben sich ihr eigenes Grab, wenn sie Faschismus und rechtsradikales Gedankengut und Argumentieren als zulässige "Meinung" umdeklarieren lässt. Und zum Thema "Wegschauen": das hatten wir schon mal in Deutschland. War super erfolgreich. Nicht. 

Geht die akute Gefahr vor Ort denn nun wirklich von diesen Verlagen und Verlagsmitarbeiter:innen aus, die es sich zur Aufgabe gemacht haben rechtsradikalem Gedankengut zur Salonreife zu verhelfen? Wohl nicht. 

Bekannt ist aber auch, dass solche Dunstkreise fanatisierte Einzeltäter und gewaltbereite Grüppchen anziehen. 

Und so ist wohl keineswegs davon auszugehen, das Reaktionen wie die von Jasmina Kuhnke auch nur im geringsten eine rein symbolhafte Manieriertheit darstellen!



Corona, Covid 19. Hurra! Die größte Bücher-Verkaufsshow konnte und durfte 2021 dennoch wieder real stattfinden. 

Doch wie verantwortungsvoll wurden hier Schutzkonzepte umgesetzt, wurde genug getan und sinnvoll agiert? Nein. 

Nein, so war es nicht. 

Hier muss der Kommentator zum Berichtenden werden. Der Beobachtungszeitraum beschränkt sich allerdings auf den ersten Zutrittstag für Normalsterbliche, also den Freitag. Und auch das nur von ca. 13:45 bis 14:45 Uhr. Dann wurde er unter Bewachung und mit erhobenen leeren Handflächen hinaus begleitet. 

Doch dazu später mehr. 

Man hatte schon allerlei präsentierbares getan, oh ja. Es gab ein Impfzentrum, ein Testzentrum, viele Desinfektionsspender und etliche Aushänge und Plakate! Toll. 

Nur mal zur Erinnerung: auch Tests sind nicht zu 100% zuverlässig. Und Impfungen verhindern zwar mit hoher Sicherheit eigene schwere Verläufe und Tod. Das Risiko sich überhaupt zu infizieren und selbst infektiös zu werden, wird aber nur gemindert (Beispiel Moderna, zwei Impfungen: ca. um 61%). 

Das macht alles nix, wenn man in einer kleinen Leserunde zusammen sitzt, oder in einer Selbsthilfegruppe für Opfer Rechter Gewalt. 

Es macht aber in absoluten Zahlen sehr wohl etwas aus, wenn man viele hundert Menschen in einer Halle zusammenquetscht für eine Stunde oder länger, ohne die richtigen Vorkehrungen. 

Und die gab es beim Ersteinlass des gemeinen Lesevolkes eben nicht! 

Eine große, eher ungastliche Halle mit dem Charme eines eher preiswert konstruierten Parkhauses vergangener Jahrzehnte nahm die Menschenmassen auf. 

Durch Abstellgitter, die auf lange Strecken aber auch nur durch weiß-rotes Flatterband verbunden waren, schuf man etliche Anstellschlangen. 

Eine. neben. der. anderen. 

1,50 Meter Sicherheitsabstand, oder besser gar 2 Meter: Pustekuchen! 

Es hätte ja die Möglichkeit gegeben, nur jede zweite Reihe aufzumachen. Damit hätte man leben können. Es waren auch noch so einige "Slots" frei, neben dran. Die waren völlig zu. 

Warum? Zu wenig Personal? Keine Ahnung. 

Und innerhalb der Schlangen? Gab es Hinweise wenigstens innerhalb der Schlangen Abstand nach vorne und hinten zu halten? Durch Mitarbeiter:innen: Nein! 

Evtl. zuweilen durch Lautsprecherdurchsagen. Aber da bin ich absolut nicht sicher! Die Akustik war eine völlige Katastrophe. Ich habe maximal 8% bis 10% der gesprochen Worte verstanden. Und meine Ohren sind an und für sich völlig in Ordnung!

Gab es denn wenigstens entsprechende Schilder / Beschriftungen? 

Ähm, ja. Aber nur auf den Boden geklebt. 1,50 Meter Abstand wurde empfohlen. Und, btw., die ersten dieser Bodenaufkleber befanden sich etwa zu Beginn der zweiten Hälfte jeder der gebildeten Schlangen ...! Wie unfassbar sinnvoll. Ich habe jetzt noch Nackenschmerzen vom zu langen und heftigen Kopfschütteln. 

Und das eigenverantwortliche Verhalten der gebildeten besuchswilligen Menschen? Traurig. Auch hier schienen die Herren zu vermuten, dass 2 Meter maximal das zehnfache dessen sind, was sie in anderen Lebenssituationen als 20 cm ausgeben ... 

Warum auch die Damen zum stark überwiegenden Teil fast schon auf Tuchfühlung standen - keine Ahnung! 

Hier muss ich nun aber mal etwas positives einflechten. Ich hatte zwei Umhängetaschen dabei. Den Abstand nach vorne konnte ich ja selbst steuern. Für den hinteren Abstand legte ich mit etwas Entfernung von mir meine größere Tasche auf den Boden und zog sie dann bei jedem Weiterrücken der Schlange am Umhänge-Riemen schnell ein Stück weiter. 

Dies tat ich in Erwartung sich ergebender Konflikte mit den Menschen hinter mir. 

Gleichwohl: diese traten nicht ein. 

Das waren hier zwei wohl miteinander bekannte junge Männer, gerade mal volljährig würde ich schätzen. Sehr ordentlich aussehend und gekleidet. 

Beide hielten ohne jedes Murren von selbst Abstand - selbst von der abgelegten Tasche noch zusätzlich fast einen Meter. 

Als wir alle durch waren habe ich mich natürlich ausdrücklich (mit Abstand und Maske) bei ihnen bedankt. Sie fanden ihr Verhalten aber selbstverständlich. Beeindruckend! 

Ja, liebe Buchmesse: ich bin mir da sicher, dass Du so etliche Fälle von Long Covid und auch den einen oder anderen schweren Verlauf, ggf. mit Todesfolge produziert hast. Obwohl das nicht hätte sein müssen! 

Und nein, liebe Börsenvereins-Anwälte: das ist natürlich keine Tatsachenbehauptung. Und keine üble Nachrede. Es ist nur meine (folgerichtige und begründete) Meinung! 



Foto: SPIEGEL


Apropos Sicherheit! 

Damit kommen wir zum individuellsten Versagen. Wie ging es weiter?



Nachdem ich alle Unterlagen vorgelegt hatte (Eintrittskarte, Personalausweis, Impfpass, Schwerbehinderten-Ausweis, ...) durfte ich weiter gehen. 

Etwa drei Schritte.  

Dann stürmte sofort ein jüngerer Security-Mitarbeiter auf mich zu. "Mal hier hin!" Und führte mich zu einem kleinen Tisch, an dem ich meine Sachen auspacken musste. Kein Problem für mich, wenn auch etwas wenig Platz. 

Aber jetzt muss ich etwas ausholen. 

In Tasche Nummer 1 war meine Verpflegung, Regenschirm, Unterlagen und Krams. Übrigens auch mein Schweizer Messer. Es wurde weder gesehen noch beanstandet ...!

Aber Tasche 2! Die hatte es ja angeblich "in sich". 

Was war da also drin?

1 x mein Sachbuch "Alkoholismus - Sucht - Kinder - Prävention" (BoD) 

1 x mein Buch "Andreas Bügler Harzbrenner" (BoD) 

4 x mein neues Büchlein "PSYCHE - The next Level!" (BoD)




Und ...

* Trommelwirbel *

Knapp 20 Exemplare meiner Doppelbroschüre "Covidioten - benehmt Euch!" / "Verschwörungstheorien !!!!".


Das ging ja nun gleich gar nicht! Der Security-Mann wollte diese sofort "einkassieren".
 

Wenn, dann käme ich nur ohne die rein! 

(Was übrigens bei meinem letzten Besuch auf der Buchmesse vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation überhaupt kein Problem war!)

Das gefiel mir nicht und ich bat dringend um eine Erklärung. 

"Sie sind kein Aussteller! Sie dürfen so viele Bücher nicht mitbringen!" Auch auf Nachfrage warum denn das, gab es weder von ihm noch vom hinzu gezogenen Vorgesetzten eine Antwort. (Ich hatte mittlerweile einen spontanen Sitzstreik vor dem Tisch begonnen.) 

Mit drohendem Unterton wurde nun gefragt, ob ich mich jetzt fügen würde. 

Ich erwiderte ruhig, dass ich eine einleuchtende Erklärung benötige und schlug die Hinzuziehung der Polizei vor. 

Das war dann auch schnell und leicht möglich. Zwei Polizist:innen standen direkt neben dran! 

Die Polizistin erklärte mir dann, das Mitbringen sei nicht erlaubt, weil es verboten wäre.

Das. Nun. Befriedigte mich nicht wirklich. 

Ich erklärte mich dann aber bereit, die "gastliche" Stätte zu verlassen. Dies erleichterte die Anwesenden einigermaßen. Ein kräftiger, uniformierter Wachmann begleitete mich dann bis ins Freie. Natürlich nicht, ohne per Funk die Aktivierung der entsprechenden Kameras auf dem Weg dorthin anzufordern. (Ehrlich wahr!) 

Ich ging folgsam mit, allerdings mit erhobenen, leeren Handflächen. Das wurde nicht gern gesehen, aber geduldet, weil wir ja "ein freies Land" seien. 

Ich halte es in heiklen Situationen für wichtig, stets diese Pose einzunehmen, zur Demonstration von Gewaltfreiheit! Dass dies dann zugleich so aussieht, als würde ich mit einer Waffe bedroht ... Nun ja. Irgendwas ist halt immer. :-) 

Übrigens ist dem Herrn Wachmann ansonsten keinerlei Vorwurf zu machen. Sein Handeln und seine Äußerungen waren von der typischen gepressten, erzwungenen, aber makellosen Höflichkeit geprägt, wie man sie nur in den entsprechenden Security-Schulungen erlernt!

Zwei Anmerkungen noch.  

Warum hatte ich diese Dinge dabei? Nun, ich hatte unter anderem vor zu "meinem Verlag", zu BoD also zu gehen. Und zur Edition Roter Drache, um das Buch von Anja Bagus dort zu kaufen.  

Und dann sonst mal zu schauen, wen ich denn noch so kenne / treffe. 

Am BoD - Stand hätte man schön einige Selfies machen können. Mit meinen Büchern in der Hand.  

Und sowohl hier, als auch am Roter Drachen - Stand etc. hätte ich je nach Situation angeboten, eine oder mehrere meiner Broschüren herzuschenken.

Tja. 

Und noch etwas. Evtl. steht ja in den von den Mitarbeiter:innen oft erwähnten (mir aber nicht bekannt gemachten) "Regularien" tatsächlich etwas, dass man "viele Bücher" nicht mitbringen darf. 

Wenn das so ist: es WAREN keine Bücher. 

Die in Rede stehenden Druckwerke sind weder Hardcover noch Paperbacks. Es sind geheftete Broschüren. Sie sind bei keinem Verlag erschienen. Auch bei keinem SP-Verlag. Ich habe die einfach drucken lassen. Sie tragen weder eine ISBN-Nummer noch einen Verkaufspreis. Es ist keinerlei Werbung darin enthalten. Ein auch für "Nichtbücher" vorgeschriebenes Impressum ist allerdings durchaus enthalten. 

Es waren keine Bücher. Man hätte das durchaus leicht erkennen können. 

Allerdings nur, wenn man sich für Bücher und so Krams interessiert. 

Was wohl hier und bei dieser Veranstaltung nicht so arg der Fall war ...

 (BTB) 

P.S.:
(Edit 24.10.2021)

Eine Reaktion in meinen Netzen: 

"... die Aussage "Weil es verboten ist" ist ... völlig ausreichend. Die Betreibenden haben das Hausrecht, weder Sicherheitsdienst noch Polizei müssen sich dafür rechtfertigen."


Meine Antwort darauf:

"Mag sein. Vielleicht MÜSSEN Sie nicht. Aber ich bin "König" Kunde. Eine unsinnige Regel zu erklären: dürfte nicht zu viel verlangt sein. Ich habe Eintritt bezahlt! Und ich hasse Unlogik und gehorche ungern blind."




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